Johannes Kempers Nachfolger im Amt des Vorsitzenden wurde sein gleichen Namens Sohn. Aber die nächste Mitgliederversammlung fand erst am 24. Mai 1920 statt, 1½ Jahre nach dem Waffenstillstand. In dieser ersten Nachkriegs-Versammlung wurde das Ausscheiden der Küntroper Mitglieder aus dem Verein mitgeteilt; Küntrop wollte künftig eigene Feste feiern. Infolgedessen wurde in Änderung der Satzung eine Reduzierung des Vorstandes von 7 auf 6 Mitglieder beschlossen.
Die Nachkriegsjahre waren Notjahre. Trotzdem wurden ab 1920 wieder Schützenfeste in althergebrachter Weise gefeiert, d. h. mit Umzügen nach klingender Marschmusik, vornan Hauptmann und Adjutant zu Pferde; mit König und Hofstaat, wehender Fahne und Offizieren in Uniform; mit Konzert und Tanzvergnügen in der Halle, mit Vogelaufsetzen und Vogelabschießen. Die Gewehre dazu stellte der Kriegerverein. Traditionsgemäß nahmen die Schützen aber auch mit Fahne und Musik an der St.-Peter-und-Paul-Prozession teil und besuchten die Schützenmesse am zweiten Festtag.
Die turbulente Nachkriegszeit spiegelt sich auch in den Vereinsprotokollen. So wurde z. B. am 17. April 1922 unter Punkt 3 der Tagesordnung beschlossen: „In Anbetracht der Geldentwertung soll der diesjährige neue Schützenkönig als Gratifikation 500 Mark erhalten.“ Bei der Abrechnung im Jahre 1923 bleibt dem Verein ein Ãœberschuß von 1.760.466,- Mark, wovon dann allerdings die Sommer-Rechnungen in Höhe von 2.000.000 Mark bezahlt werden mußten, so daß Schulden entstanden – 239.534 Mark! Nach Normalisierung der Verhältnisse dachte man jedoch auch wieder an Verbesserung der Vereinsanlagen. Der Schützenhof wurde 1927 durch Grundstückskauf erweitert, die Halle ausgebaut, die Vogelstange durch eine neue mit solidem Unterbau ersetzt.
Von 1933 an hatte der Vogel auf Beschluß der Generalversammlung Krone und Zepter – und auf den Abschuß der einzelnen Teile waren Prämien ausgesetzt.
In der außerordentlichen Generalversammlung vom 11. Februar 1934 trug der Vorsitzende eine außerordentliche Neuigkeit vor: „Da jetzt nach dem Führerprinzip auch unser Schützenverein neu organisiert werden muß, zur Gleichschaltung zum dritten Reiche, so fallen für unseren Verein hauptsächlich sämtliche Wahlen fort. Mithin werden die §§ bezüglich der Wahlen in unseren Statuten durch Nachtrag umgeändert, alle übrigen Statuten bleiben für uns bestehen. Der Vorsitzende – jetzt Vereinsführer – wird von den Mitgliedern in Vorschlag gebracht und von der vorgesetzten Behörde auf 3 Jahre ernannt und bestätigt. Zu allen anderen Posten und Diensten ernennt der Vereinsführer aus den Mitgliedern geeignete Personen auf die Dauer von 3 Jahren. – Zudem müssen sich jetzt alle Schützenbruderschaften und -Vereine einem Verband anschließen. Für uns wäre das Geeignetste der Anschluß (Beitritt) an die Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus, Sitz in Köln, welche auch kirchlicherseits bevorzugt ist. Durch den Jahresbeitrag von 5 Pfg. pro Mitglied sind wir auch dem Deutschen Schießsportverband angeschlossen …“
Statt Vorsitzender hieß es jetzt also Vereinsführer und statt Vorstand Beirat. Vielleicht wegen der nunmehrigen Zugehörigkeit zum Deutschen Schießsportverband fanden in diesen Jahren auch Schießübungen von Seiten des Vereins auf dem neuen Schießstand in der Borke statt, wo ansonsten hauptsächlich die nationalsozialistischen Verbände ihre Übungen abhielten.
Die 75jährige Jubelfeier 1936 unter Teilnahme mehrerer Vereinsabordnungen aus Lennetal und Balver Land wurde eine gelungene Veranstaltung. Die neue Musikbühne bewährte sich bestens. Berichtet wird aus dieser Zeit, daß der Schrecken der Schützenfeste, österreichische SA-Männer, die zahlreich in Balve einquartiert waren und auf den Volksfesten rauflustig für Wirbel sorgten, auch in Affeln erschienen. Hier aber wurde die „Bedrohung“ durch rechtzeitige Klarstellungen abgewendet.
Von 1937 an war nach der staatlich verordneten Neuordnung des Schützenwesens jeder Schützenverein, also auch der in Affeln, dem Deutschen Schützenverband angegliedert. Diese von dem nationalsozialistischen Regiem erzwungenen Veränderungen wirkten sich nicht auf die Fete aus – sie wurden gefeiert wie eh und je. Auf Bitten von Bürgermeister Kremer und Sippenforscher Waltermann übernahm der Schützenverein auch die Ausrichtung des Sippen- und Heimattages 1939 in Affeln. Das neuartige Fest, eine Erfindung von Joseph Waltermann, war in Garbeck, seinem Heimatort, bereits mit großem Erfolg gefeiert worden. In Affeln wurde es nun in Verbindung mit dem Schützenfest gefeiert, das des Sippenfestes wegen auf den 8., 9. und 10. Juli verlegt werden mußte. Das dürfte die erste Abweichung von dem traditionellen St.-Peter-und-Pauls-Tag gewesen sein.
Im Protokoll der ordentlichen Generalversammlung vom 27. August 1939 steht zu lesen: „Die Neuaufstellung der Schießgruppe müssen wir wegen des Ernstes der Zeit, da viele Kameraden eingezogen sind und noch werden, bis auf weiteres zurückstellen.“ Und am 30. Juni 1940: „Versammlung nimmt die Einheitssatzung der NSDAP an.“ Das war das letzte Protokoll bis zum 12. Juni 1949. Am 1. 9. 1939 hatte der zweite Weltkrieg begonnen. Feste verboten sich während des Krieges von selbst.